Ein Schüler von mir lebt mit ME/CFS – einer chronischen Erkrankung, die mit starker Erschöpfung, kognitiven Einschränkungen und reduzierter Belastbarkeit einhergeht. Trotzdem hat er einen deutschen Text geschrieben, den er als Referat vorgetragen hat – über seine Erfahrungen, über das Leben mit dieser Erkrankung.
Wir haben den Text gemeinsam überarbeitet, ins Englische übertragen – und er hat ihn selbst eingesprochen. Das entstandene Video wird nun auf der YouTube-Seite seiner Selbsthilfegruppe veröffentlicht – auf Englisch, weltweit verständlich.
Für mich ist das ein starkes Beispiel dafür, was Sprache leisten kann:
Genau das ist das Ziel meiner Plattform:
Sprache nicht nur lernen, sondern leben.
Nicht für eine Prüfung, sondern für sich selbst – und für andere.
Eine Schülerin der 11. Klasse, Gymnasium, hatte Spanisch neu als dritte Fremdsprache gewählt.
Sie war jedoch mehrere Monate im Ausland und verpasste die erste Hälfte des Schuljahres.
Um aufzuholen, wurden sämtliche Texte aus dem Schulbuch und dem begleitenden Trainingsheft in einer besonderen Form aufbereitet:
mit wörtlicher Übersetzung, klarer Struktur und Sprechtraining.
Keine zusätzlichen Grammatikregeln, keine Vokabellisten – nur gezielter Input, der sofort verstanden wurde.
Nach 15 bis maximal 20 Stunden hatte sie sämtliche Texte so verstanden,
als wären sie auf Deutsch geschrieben worden.
Das Verständnis war nicht oberflächlich – sie konnte die Inhalte wirklich durchdringen.
Zusätzlich hatte sie eine gute Aussprache entwickelt.
Ihr Lehrer – ein Muttersprachler aus Spanien – sagte später,
dass sie die einzige in der Klasse sei, die Spanisch wirklich gut aussprechen könne.
Alle anderen hätten sich stark an der französischen Aussprache orientiert,
weil sie zuvor mehrere Jahre Französisch gelernt hatten.
Dieses Beispiel zeigt:
Wenn Sprache auf der Basis von Verstehen und Hören aufgebaut wird,
kann man in kurzer Zeit weit mehr erreichen als mit klassischen Methoden.
Nicht durch „Nachholen“, sondern durch Umdenken im Lernen.
Am Ende der vierten Klasse habe ich meiner Tochter gesagt:
„Du musst in Englisch in der Schule zuhause überhaupt nichts lernen. Keine Vokabeln, keine Grammatik. Das spart dir enorm Zeit. Du musst nur die schriftlichen Hausaufgaben machen – mehr nicht. Aber in den großen Ferien lernen wir gemeinsam das Englischbuch der 5. Klasse vor.“
Das haben wir dann auch so gemacht.
Ich habe die Texte aus dem Englischbuch vorbereitet – damals einfach auf Papier und mit eigenen Audios, die sie anhören konnte. Wir haben von hinten angefangen, weil ich mir dachte: Wenn sie keine Lust mehr hat, dann lernt sie später wenigsten in bekannte Texte hinein.
Nach ungefähr 9 Stunden hatte sie alle Texte des Buches verstanden – so sicher, als wären sie auf Deutsch. Wir haben nicht mal alles gemacht, weil sie selbst irgendwann sagte: „Das ist zu langweilig. Das kann ich ja schon alles.“
Wir haben nie Vokabeln abgefragt. Nie Grammatik geübt.
Einmal musste sie in der Schule Vokabeln abschreiben – ich glaube in der 6. Klasse – und sie sagte zu mir:
„Papa, ich muss nur noch drei Vokabeln schreiben. Dann machen wir uns noch kurz über die Lerntipps lustig, und dann bin ich fertig.“
Ich hatte ihr erklärt, dass die üblichen Tipps zum Vokabellernen – Karteikarten, Wiederholungszyklen, Wortwolken bilden, überalle Vokabelzettel aufkleben – eigentlich der Offenbarungseid eines kaputten Systems sind.
Denn wenn man wirklich versteht, was in einem Text steht, lernt man die Wörter nebenbei mit – ganz ohne Vokabeltraining.
In der 7. Klasse sprach meine Tochter bereits fließend Englisch.
Nicht, weil sie sich besonders angestrengt hätte. Sondern weil sie von Anfang an alles verstanden hat.
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